Wie läuft die erste woche nach einer knieprothese wirklich ab: schmerzmanagement und praktische tipps für zuhause

Wie läuft die erste woche nach einer knieprothese wirklich ab: schmerzmanagement und praktische tipps für zuhause

Die erste Woche nach einer Knie-TEP (Totalendoprothese) fühlt sich für viele wie ein Sprung ins kalte Wasser an — ich kenne das aus der Begleitung einer nahen Angehörigen sehr genau. Es ist eine Zeit voller Emotionen: Erleichterung, Erschöpfung, kleine Erfolge und Rückschläge. In diesem Text schildere ich ehrlich, was in den ersten sieben Tagen wirklich passiert, wie Schmerzmanagement praktisch gelingt und welche Alltagskniffe den Weg nach Hause und durch die Reha erleichtern.

Wie die ersten Stunden nach der OP typischerweise verlaufen

Im Aufwachraum wachen die meisten Patienten noch mit einem gewissen Rest von Narkose auf. Das Operierte Bein ist meist bandagiert, manchmal mit einer Drainage. Bei meiner Angehörigen dauerte das erste klare Ankommen im Bett ein bis zwei Stunden. Wichtig zu wissen: Schmerzen sind in der Regel noch gut steuerbar, weil oft Schmerzpumpen oder periphere Nervenblockaden gelegt werden. Diese können starke Schmerzen in den ersten 24–48 Stunden deutlich reduzieren.

Schmerzmanagement: Medikamente, Timing und praktische Tipps

Schmerz ist der größte Faktor, der Mobilität hemmt. Mein Rat: Seien Sie proaktiv, nicht reaktiv. Warten Sie nicht, bis der Schmerz hoch ist — nehmen Sie die verordneten Schmerzmittel nach Plan.

  • Baseline-Medikation: In der Regel erhalten Patienten ein Opioid in niedriger Dosis kombiniert mit einem Nicht-Opioid (z. B. Paracetamol oder Metamizol). Fragen Sie im Krankenhaus nach einem klaren Schmerzplan für Zuhause.
  • Reserve für Durchbruchschmerzen: Bitten Sie um eine schnelle Option für starke Schmerzen. Oft ist das ein kurzes Opioid oder ein stärker dosiertes Nicht-Opioid.
  • Entzündungshemmer: NSAIDs wie Ibuprofen oder Naproxen werden häufig eingesetzt, wenn keine Kontraindikationen bestehen. Sie reduzieren Schwellung und Schmerzen, sprechen Sie die Gabe mit dem Chirurgen ab.
  • Topische Optionen: Lokalöle oder -gele (z. B. Diclofenac-Gel) können ergänzend auf die Gelenkregion aufgetragen werden und helfen bei oberflächlichen Schmerzen.

Ein praktischer Tipp: Legen Sie sich eine Medikamentenliste mit Uhrzeiten an und nutzen Sie Erinnerungen am Handy. In Stressmomenten vergisst man leicht die Einnahme, was zu unnötigen Schmerzspitzen führt.

Wärme, Kälte und Hochlagern: Was wann hilft

Ich habe erlebt, dass die Kombination aus Kühlung in den ersten 48 Stunden und später schonender Wärme oft gut wirkt. Kühlung reduziert Schwellung und akute Schmerzen — 15–20 Minuten, mehrmals am Tag, nie direkt auf die Haut legen (immer ein dünnes Tuch dazwischen). Ab dem dritten oder vierten Tag kann moderate Wärme die Muskulatur entspannen und die Mobilität fördern.

Hochlagern des Beins verringert Schwellungen. Legen Sie Kaltschaum- oder Kissenrollen unter das Bein, wenn Sie liegen. Wichtig: Das Knie sollte leicht gebeugt sein, niemals komplett durchgestreckt für längere Zeit.

Erste Mobilisation: Gehen, Stehen, Treppen

Schon am Tag der OP ist häufig das Aufstehen mit Unterstützung vorgesehen. Die Physiotherapie startet früh — meist innerhalb von 24 Stunden. Bei uns war das vielfältig: erstes Sitzen am Bettrand, kurzes Stehen, und erste Schritte mit Gehstützen oder Rollator.

  • Erste Schritte: Mit Physiotherapeuten an der Seite fühlen sich die ersten Schritte sicherer. Ziel ist es, das Gelenk zu bewegen, die Durchblutung zu fördern und Thromboserisiken zu reduzieren.
  • Treppen: Treppensteigen wird geübt, aber oft erst im Verlauf der Reha. Der Grundsatz: hoch mit dem gesunden, runter mit dem operierten Bein — das gilt jedoch individuell und sollte mit der PT abgestimmt werden.
  • Hilfe annehmen: Planen Sie mindestens eine Person, die Ihnen in den ersten Tagen zuhause unterstützt (Einkaufen, Kochen, Wundkontrolle).

Alltag zuhause: Hilfsmittel und praktische Vorbereitungen

Vor der Rückkehr nach Hause lohnt es sich, ein paar Dinge vorzubereiten. Ich habe erlebt, wie sehr solche Vorbereitungen die ersten Tage erleichtern.

  • Gehhilfen: Rollator oder Unterarmgehstützen sind Standard. Manche Kliniken verleihen 1–2 Wochen ein Modell.
  • Höhenanpassungen: Toilettensitzerhöhung, Duschstuhl und ein höhenverstellbarer Stuhl erleichtern Alltagshandlungen.
  • Rutschfeste Matte und Haltegriffe: Speziell im Bad sind Haltegriffe und eine rutschfeste Matte praktisch und sicher.
  • Bequeme Kleidung: Weite Hosen mit elastischem Bund oder Kleidungsstücke, die sich leicht an- und ausziehen lassen.

Wundpflege und Anzeichen, auf die Sie achten sollten

Die Wunde ist in den ersten Tagen meist mit einem Verband geschützt. Wechsel und Kontrolle erfolgen in der Reha oder beim Hausarzt. Achten Sie auf:

  • starke Rötung, Wärme oder zunehmende Schwellung
  • starken, anhaltenden Austritt von Blut oder Flüssigkeit
  • Fieber über 38 °C
  • Neuartige, starke Schmerzen oder Taubheitsgefühl

Bei diesen Anzeichen kontaktieren Sie bitte umgehend das Krankenhaus oder den Hausarzt — Infektionen und Thrombosen müssen schnell behandelt werden.

Ernährung, Schlaf und Energiehaushalt

Gute Ernährung fördert die Wundheilung: Eiweißreiche Ernährung, ausreichend Flüssigkeit und Vitamin C sind hilfreich. Kleine, energiereiche Mahlzeiten halfen bei meiner Angehörigen in den ersten Tagen, weil Appetit oft reduziert ist.

Schlaf ist fragmentiert — Schmerz und ein ungewohnter Alltag stören den Rhythmus. Kurze Nickerchen tagsüber kombinieren mit abendlicher Entspannungsroutine (leichte Dehnung, beruhigender Tee, Atemübungen) haben sich bewährt.

Emotionale Seite und Motivation

Die erste Woche ist nicht nur körperlich anstrengend, sondern auch emotional. Angst vor Schmerzen, Unsicherheit beim Gehen, Sorgen um die Zukunft — all das ist normal. Durch kleine Ziele (z. B. 20 Meter ohne Pause, eine Stockwunde öffnen) entstehen Erfolgserlebnisse. In unserem Fall hat ein kleines Erfolgstagebuch enorm geholfen: jede Fortbewegung, jeder Schmerz-freie Moment wurde notiert und hat moralisch aufgebaut.

Praktischer Wochenplan (Beispiel)

TagWichtige Punkte
Tag 0 (OP-Tag)Aufwachen, Schmerzpumpen/Nervenblockade, erstes Sitzen am Bett
Tag 1Physio: Mobilisation, erstes Gehen mit Gehhilfe, Wundkontrolle
Tag 2–3Kontinuierliche Schmerztherapie, Kühlung, erste Gehstrecken zuhause
Tag 4–5Übungen zuhause, Duschprobe mit Hilfsmitteln, Kontrolle durch Hausarzt/Reha-Planung
Tag 6–7Steigerung Gehstrecke, Reduzierung von Opioiden falls möglich, emotionales Stabilisieren

Wenn Sie möchten, kann ich auch eine druckbare Checkliste für die Zeit vor und nach der Entlassung erstellen — mit Packliste, Fragen für den Entlassungsbrief und einer Vorlage für die Medikamentenplanung. Teilen Sie mir einfach mit, welches Format Sie bevorzugen.


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