Wie spreche ich mit meiner orthopädin über revision: checklist für das vorbereitungsgespräch

Wie spreche ich mit meiner orthopädin über revision: checklist für das vorbereitungsgespräch

Wenn bei mir oder einer nahestehenden Person das Wort „Revision“ fällt, merke ich sofort: Das ist ein Moment, in dem viele Fragen, Sorgen und Unsicherheiten hochkommen. Eine Revisionsoperation an einem künstlichen Gelenk unterscheidet sich vom Erst-Eingriff – sie ist technisch anspruchsvärter, oft mit längerer Reha verbunden und verlangt klare Absprachen mit der Orthopädin. Ich habe mehrere Patientinnen begleitet und viel recherchiert; hier teile ich meine persönliche Checkliste und Formulierungshilfen für das Vorbereitungsgespräch, damit Sie gut informiert und selbstbestimmt in die Entscheidung gehen können.

Vor dem Gespräch: Was ich vorbereite

Bevor ich in die Praxis gehe, sammele ich alle relevanten Informationen. Das spart Zeit und sorgt dafür, dass ich im Gespräch nichts Wichtiges vergesse.

  • Alle medizinischen Unterlagen: Berichte zur Erstoperation, Entlassungsbriefe, OP-Berichte, Röntgenaufnahmen/CT/MRT, Laborbefunde.
  • Eine Liste mit aktuellen Medikamenten (inkl. Dosierung), Allergien und Implantatinformationen, falls vorhanden (Hersteller/Typ).
  • Eine kurze Chronologie der Beschwerden: Wann traten Schmerzen oder Instabilität erstmals auf? Gab es Vorinfektionen? Welche Behandlungen wurden bisher versucht?
  • Konkrete Ziele: Welche Erwartungen habe ich an Funktion, Schmerzreduktion und Mobilität?
  • Die wichtigsten Fragen an die Orthopädin (Checkliste)

    Ich habe mir Fragen in Themenblöcke gegliedert – so vergesse ich nichts Wichtiges.

  • Diagnose und Ursache: Was ist die genaue Ursache für die Notwendigkeit einer Revision? (Lockage, Verschleiß, Infektion, Fraktur, Instabilität)
  • Alternativen: Gibt es konservative Optionen oder minimalinvasive Maßnahmen, die ich vorher versuchen sollte?
  • Konkrete OP‑Pläne: Welche Operation planen Sie genau? (Komponentenwechsel, Teilrevision, Wechsel beider Komponenten)
  • Implantatwahl: Welche Prothesen-Modelle und -Materialien empfehlen Sie und warum? (z. B. zementfrei vs. zementiert; Keramik, Titan, hochvernetzter Polyethylen)
  • Erfahrung der Operateurin: Wie viele Revisions-Operationen führen Sie jährlich durch? Haben Sie Erfahrung mit komplexen Fällen oder speziellen Implantaten (z. B. Revisionszubehör von DePuy, Stryker, ZimmerBiomet)?
  • Risiken und Komplikationen: Welche spezifischen Risiken bestehen in meinem Fall? (Infektion, Nervenschädigung, Thrombose, Beinlängendifferenz, erneute Lockerung)
  • Infektion ausschließen: Wurden Blutkulturen, CRP, BSG und ggf. Gelenkpunktion zur Abklärung einer periprothetischen Infektion durchgeführt?
  • Knochensubstanz: Wie ist der Knochenzustand (Knochendefekt, Paprosky-Klassifikation bei Hüfte)? Werden Knochentransplantate oder spezielle Revisionsschäfte benötigt?
  • Vorbereitung und Tests: Welche zusätzlichen Untersuchungen sind nötig? (CT zur Beurteilung von Knochenverlust, präoperative Bluttests, EKG, ggf. internistische Abklärung)
  • Anästhesie: Welche Narkose wird empfohlen und welche Risiken gibt es (Spinalanästhesie vs. Vollnarkose)?
  • Rehahandlung: Wie lange voraussichtlich Klinikaufenthalt und Reha? Welche Mobilisationsziele gibt es postoperativ?
  • Schmerzmanagement: Welches Schmerzkonzept wird angeboten (Peri‑ und postoperativ, OP‑Schmerzpumpen, Medikamentenplan)?
  • Medikamente vor der OP: Müssen blutverdünnende Medikamente (z. B. Marcoumar, Eliquis, ASS) pausiert werden? Wie handhaben wir Antibiotikaprophylaxe?
  • Prognose: Welche reale Erwartung an Schmerzreduktion und Funktion kann ich haben? Wann ist das Endergebnis voraussichtlich erreicht?
  • Wenn Komplikationen auftreten: Wie werden Komplikationen behandelt? Gibt es die Möglichkeit einer Zweit- oder Drittoperation?
  • Versicherung und Kosten: Sind spezielle Implantate oder Zusatzleistungen kostenpflichtig? Wie läuft die Abrechnung mit der Krankenkasse?
  • Zweitmeinung: Würden Sie eine (fach)ärztliche Zweitmeinung empfehlen? (Bei Revisionsfällen ist eine Zweitmeinung oft sinnvoll.)
  • Formulierungsbeispiele für das Gespräch

    Manchmal hilft es, Sätze parat zu haben. Ich formuliere meine Fragen so konkret wie möglich:

  • „Können Sie mir bitte Schritt für Schritt erklären, welche Komponenten Sie austauschen und warum?“
  • „Welche Bildgebung oder Laborwerte fehlen noch, damit wir das Risiko einer Infektion sicher ausschließen können?“
  • „Wie viele Revisions-Hüft/Knietotalendoprothesen haben Sie in den letzten 12 Monaten operiert?“
  • „Was sind die drei wichtigsten Risiken in meinem speziellen Fall und wie oft treten diese bei Ihnen auf?“
  • „Welche Reha‑Maßnahmen empfehlen Sie und wie lange sollte ich dafür planen?“
  • Praktische Punkte, die ich kläre

    Neben medizinischen Details spreche ich auch die Alltagsorganisation an:

  • Wer begleitet mich in die Klinik und nach Hause? Brauche ich einen Transportservice?
  • Wie lange darf ich nicht Autofahren? Muss ich beruflich länger ausfallen?
  • Welche Hilfsmittel brauche ich (Gehhilfen, Badrollstuhl, Duschstuhl) und gibt es Verordnungen/Leihmöglichkeiten über die Krankenkasse?
  • Wie organisiere ich zuhause die ersten Wochen (Bett auf richtige Höhe, rutschfeste Matten, ggf. Essenslieferungen oder Haushaltshilfe)?
  • Was ich von der Orthopädin erwarte

    Mir ist wichtig, dass die Orthopädin mir nicht nur technische Details nennt, sondern auch meine persönlichen Ziele ernst nimmt. Ich erwarte ehrliche Einschätzungen, klare Empfehlungen und, wenn möglich, visuelle Hilfen (z. B. OP‑Skizze, Bildvergleiche vor/nach OP). Wenn Unsicherheit besteht, wünsche ich mir Hinweise auf spezialisierte Zentren oder Kollegen mit besonderer Expertise.

    Tabellarischer Überblick: Typische Voruntersuchungen

    UntersuchungWarumWann
    Röntgen (AP + Seite)Beurteilung von Lockage und PositionVor dem Gespräch
    CT-ScanKnochendefekte, RotationsfehlerBei komplexen Fällen
    Labor (CRP, BSR, Leukozyten)InfektionsausschlussUnmittelbar vor Planung
    GelenkpunktionErregernachweis, Liquor-AnalyseBei Verdacht auf Infektion
    EKG, Basis-MedizincheckOpsicherheit bei älteren PatientenPräoperativ

    Nach dem Gespräch: Entscheidungen und Dokumentation

    Ich verlasse die Praxis nicht ohne klare nächste Schritte. Idealerweise bekomme ich einen schriftlichen OP‑Plan, eine Übersicht über notwendige Voruntersuchungen und einen Zeitplan. Wenn ich unsicher bin, nutze ich die Möglichkeit zur Zweitmeinung—das ist bei Revisionsfällen völlig legitim und oft ratsam.

    Wenn Sie möchten, können Sie meine Checkliste ausdrucken und zum Termin mitnehmen. Ein gutes Gespräch mit der Orthopädin gibt mir Sicherheit und Kontrolle — zwei Dinge, die bei einer Revisionsoperation oft helfen, Ängste zu reduzieren und sich besser auf die Rehabilitation zu konzentrieren.


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