Viele Patientinnen und Patienten fragen mich: Bringen smarte Hilfsmittel wie ein „Anklebot“ oder Bewegungs‑/Aktivitätstracker wirklich etwas in der Reha nach einer Sprunggelenksprothese? In diesem Beitrag schildere ich aus Sicht einer Gesundheitsjournalistin mit engem Kontakt zu Betroffenen und Therapierenden, was diese Technologien leisten können, welche Grenzen sie haben und wie man sie sinnvoll in die Nachbehandlung einbindet.
Was versteht man unter Anklebot und Bewegungs‑/Aktivitätstrackern?
Kurz gefasst:
- Anklebot ist ein roboterunterstütztes Gerät, das speziell für das Sprunggelenk entwickelt wurde. Es kann mobilmotorische Übungen unterstützen, assistieren oder Widerstand bieten und so gezielt Bewegungsmuster trainieren. Varianten existieren als klinische Systeme und als Forschungsversionen (z. B. Entwicklungen aus Universitäten), ebenso neuere Mini‑Exoskelette für das Sprunggelenk.
- Bewegungs‑/Aktivitätstracker sind alltagsnähere Sensoren – von einfachen Schrittzählern bis zu komplexen Inertialsensoren (IMUs), Smartwatches (Fitbit, Garmin, Apple Watch) oder spezialisierten Plantar‑Sensoren (Moticon, Plantiga). Sie messen Schritte, Gehgeschwindigkeit, Schrittlänge, Balanceparameter oder Druckverteilung.
Welche Vorteile können diese Technologien in der Reha bieten?
Aus der Sicht von Patientinnen, Angehörigen und Therapeutinnen zeigen sich mehrere potenzielle Vorteile:
- Messbarkeit & Motivation: Tracker machen Fortschritte sichtbar – Gehstrecken, aktive Zeit oder asymmetrische Belastung lassen sich quantifizieren. Das motiviert viele Patienten, tägliche Ziele zu erreichen.
- Gezieltes Training: Ein Anklebot ermöglicht repetitive, genau dosierte Bewegungen des Sprunggelenks, die bei manueller Therapie oft mühsam umzusetzen sind. Das ist besonders bei motorischen Defiziten oder Unsicherheit im Gelenk hilfreich.
- Fehlerkorrektur & Feedback: Echtzeit‑Feedback (visuell oder akustisch) hilft, Fehlhaltungen oder Schonverhalten zu korrigieren. Manche Systeme bieten spielerische Übungen, die die Compliance erhöhen.
- Objektive Verlaufsdaten: Für die Therapeutin und Ärztin sind standardisierte Messwerte wertvoll, um Therapiepläne anzupassen oder Wirksamkeit zu dokumentieren.
Welche Grenzen und Risiken gibt es?
Es ist wichtig, die Erwartungen realistisch zu halten:
- Begrenzte Evidenz für bestimmte Indikationen: Für Schlaganfall‑Reha existieren solide Studien zu Anklebot‑ähnlichen Geräten. Für die Reha nach Sprunggelenksprothese sind die Daten seltener; großangelegte, randomisierte Studien fehlen weitgehend.
- Fokus auf Teilaspekte: Ein Gerät trainiert meist nur bestimmte Parameter (z. B. Dorsalextension, Plantarflexion, Balance). Ganzheitliche funktionelle Fähigkeiten wie Treppensteigen, Ausdauer oder Schmerzbewältigung brauchen zusätzliches Training.
- Komfort & Hautverträglichkeit: Sensoren am Fuß oder enge Orthesen können bei geschwollenen Extremitäten unangenehm sein. Nach OP‑Wunden muss man auf Wundheilung achten.
- Datenschutz & Nutzerfreundlichkeit: Viele Tracker sammeln personenbezogene Daten. Nicht alle Apps sind datenschutzkonform, und ältere Patientinnen benötigen oft Unterstützung bei Installation und Bedienung.
Welche Geräte/Marken sind relevant?
Einige Beispiele, die ich in Gesprächen mit Kliniken und Patientinnen immer wieder höre:
- Anklebot‑/Sprunggelenks‑Exoskelett: Forschungssysteme aus Universitäten (z. B. „Anklebot“ aus der Forschungsliteratur), kommerzielle Mini‑Exoskelette, die assistieren oder resistiv arbeiten.
- Smartwatches und Fitness‑Tracker: Apple Watch, Fitbit, Garmin – gut für Schrittzahl, aktive Minuten, Gehgeschwindigkeit.
- Spezialisierte Fußsensoren/Smart Insoles: Moticon, Plantiga, Tekscan – messen Druckverteilung, Symmetrie und Standstabilität.
- Mobilitätsapps und telemedizinische Plattformen: Physitrack, Kaia, oder klinikinterne Systeme, die Übungsprogramme, Videos und Teletherapie anbieten.
Praktische Tabelle: Was leistet welches Gerät?
| Gerätetyp | Hauptnutzen | Limitierung |
|---|---|---|
| Anklebot / Sprunggelenk‑Exoskelett | Gezieltes Mobilisationstraining, assistive/resistive Übungen, Repeatability | Teuer, meist nur klinisch verfügbar, begrenzte Evidenz bei Prothesen |
| Smartwatch / Activity‑Tracker | Alltagsaktivität messen, Motivation, einfache Ziele | Messungen wenig spezifisch für Fuß/Gleichgewicht, Fehler bei Handicap möglich |
| Smart Insoles / Drucksensoren | Druckverteilung, Symmetrie, Gangphasenanalyse | Teurer, spezielle Auswertung nötig |
| Tele‑Reha‑Apps | Übungsprogramme, Videos, Remote‑Monitoring | Erfordert digitale Kompetenz, Datenschutz beachten |
Wie wähle ich das richtige Hilfsmittel?
Meine Erfahrung mit Betroffenen zeigt: Die Auswahl sollte individuell, bedarfsorientiert und in Absprache mit der Therapie erfolgen. Folgende Fragen helfen bei der Entscheidung:
- Was ist das Hauptproblem? (Schmerz, Instabilität, Gangstörung, mangelnde Motivation)
- Ist das Gerät in der Klinik verfügbar oder muss es angeschafft werden?
- Wer betreut die Anwendung? (Physiotherapeutin, Angehörige, Selbstmanagement)
- Gibt es technische Hürden oder medizinische Kontraindikationen (z. B. Wundheilungsprobleme)?
- Wer übernimmt Kosten – Krankenkasse, Rehaklinik oder Selbstausgabe?
Wie integriere ich Technik sinnvoll in die Reha‑Routine?
Ein paar pragmatische Tipps, die ich Betroffenen immer wieder empfehle:
- Beginnen Sie in der Klinik unter Anleitung: Ein Anklebot macht nur Sinn, wenn Therapierende die Parameter richtig einstellen.
- Nehmen Sie Tracker als Ergänzung, nicht als Ersatz: Sie zeigen Aktivität, ersetzen aber nicht die therapeutische Anleitung für korrektes Gangbild.
- Nutzen Sie Feedback gezielt: Stellen Sie tägliche, realistische Ziele (z. B. Gehstrecke, Standzeit), aber setzen Sie Priorität auf Schmerzfreiheit und saubere Bewegung.
- Besprechen Sie Daten mit Ihrer Therapeutin: Rohdaten sind oft wenig hilfreich ohne Interpretation.
- Achten Sie auf Kompatibilität: Manche Apps lassen sich mit Elektronik in Kliniken nicht verbinden; fragen Sie vor Anschaffung nach Kompatibilität und Support.
Was sagen Expertinnen und Studien?
Therapeutinnen, mit denen ich sprach, sehen smarte Hilfsmittel als wertvolle Ergänzung, besonders für die Motivation und das hochrepetitive Training. Die Studienlage ist jedoch gemischt: Bei neurologischen Erkrankungen sind Effekte auf Funktion vielfach dokumentiert; für postoperativen Einsatz nach Sprunggelenksprothese fehlen robuste, groß angelegte Studien. Das heißt: klinische Erfahrung zählt, aber wir brauchen bessere Forschungsdaten, um genaue Empfehlungen zu geben.
Wenn Sie selbst über die Anschaffung nachdenken: Fragen Sie in Ihrer Rehaklinik nach, ob es Pilotprojekte gibt oder ob eine Verleihung möglich ist. Manche Krankenkassen unterstützen testweise Geräte oder telemedizinische Programme – eine Nachfrage lohnt sich.
Wenn Sie möchten, kann ich in einem weiteren Artikel konkrete Geräte‑Tests, Praxisberichte von Patientinnen und Interviews mit Physiotherapeutinnen zusammentragen. Schreiben Sie mir gern, welche Erfahrungen oder Fragen Sie haben – so mache ich die Informationen für alle Betroffenen noch nützlicher.