Wie wähle ich die richtige hüftprothese: käufliche modelle, materialien und entscheidungskriterien

Wie wähle ich die richtige hüftprothese: käufliche modelle, materialien und entscheidungskriterien

Als Journalistin und langjährige Begleiterin von Menschen durchs Thema Hüftprothese beantworte ich hier eine Frage, die mir immer wieder gestellt wird: Wie wähle ich die richtige Hüftprothese? Die Entscheidung fällt oft nicht leicht – es geht um Technik, Materialien, Lebensstil und Vertrauen in das Behandlungsteam. Ich möchte Ihnen aus Praxisrecherche, Interviews mit Orthopäden und meiner eigenen Erfahrung als Begleiterin klar und verständlich erklären, worauf es ankommt und welche Fragen Sie Ihrem Operateur stellen sollten.

Was bedeutet „richtige“ Hüftprothese?

„Richtig“ heißt für mich nicht, dass es eine einzige perfekte Prothese für alle gibt. Vielmehr geht es darum, die prothetische Lösung zu finden, die zu Ihrer Anatomie, Ihrem Alter, Ihrer Knochenqualität, Ihren Aktivitäten und Ihren Erwartungen passt. Eine technisch hervorragende Prothese nützt wenig, wenn Sie sich danach nicht trauen, sich zu bewegen – deshalb gehören medizinische Fakten und Alltagstauglichkeit zusammen.

Grundtypen von Hüftprothesen

Orthopäden unterscheiden hauptsächlich nach dem Einbauprinzip und der Konstruktion:

  • Zementierte Prothesen – Der Schaft wird mit Knochenzement (PMMA) im Femur fixiert. Vorteil: sofortige Stabilität, gut bei schlechter Knochenqualität (z. B. ältere Patienten).
  • Zementfreie (press-fit) Prothesen – Der Schaft und ggf. die Pfanne sind so gestaltet, dass Knochen anwächst (Osseointegration). Vorteil: langfristig stabile Verbindung bei gutem Knochenangebot, häufig bei jüngeren, aktiven Patienten.
  • Hybridlösungen – Kombination: zementfreie Pfanne, zementierter Schaft oder umgekehrt.
  • Materialien: Vor- und Nachteile

    Die Wahl des Materials beeinflusst Reibung, Haltbarkeit und Risiko von Partikeln, die zu Lockerung führen können. Wichtige Kombinationen sind:

    Gleitpaarung Vorteile Nachteile / Besonderheiten
    Keramik auf Keramik Sehr geringe Abnutzung, geringes Partikelaufkommen Geringes Risiko für Geräusche (Squeaking) möglich; teurer; Frakturrisiko der Keramik sehr gering, aber vorhanden
    Keramik auf Polyethylen (hochvernetztes PE) Gute Reibungswerte, weniger Abrieb als herkömmliches PE Gutes Allround-Verhältnis; sehr verbreitet
    Metall auf Polyethylen Bewährte Technik, kostengünstig Höherer Abrieb bei älteren PE-Typen; modernes hochvernetztes PE verbessert Ergebnisse
    Metall auf Metall Gute Stabilität, schmale Komponenten möglich Selten; Risiko von Metallionen und lokalen Reaktionen (ALTR), bei bestimmten Patientengruppen weniger empfohlen

    Entscheidungskriterien – was wirklich zählt

    Bei meinen Recherchen und Gesprächen mit Experten kristallisieren sich einige zentrale Kriterien heraus:

  • Alter und Aktivitätsniveau: Jüngere, sportlich aktive Patienten profitieren oft von zementfreien Komponenten und langlebigen Gleitpaarungen (Keramik/hochvernetztes PE). Ältere Patienten mit geringerer Belastung können mit zementierten Wegen und bewährten Materialien sehr gut leben.
  • Knochenqualität: Osteoporose oder fragiler Knochen sprechen häufig für eine zementierte Verankerung.
  • Gewicht und Anatomie: Übergewicht und sehr starke Belastung können die Wahl der Pfanne und die Kopfgröße beeinflussen. Größere Köpfe erhöhen die Stabilität, können aber Abrieb verändern.
  • Allergien/Unverträglichkeiten: Bei bekannter Metallallergie kann eine keramische oder titanbasierte Lösung sinnvoll sein; sprechen Sie das an und lassen Sie ggfs. Tests machen.
  • Risiko von Luxation: Für Patienten mit erhöhtem Luxationsrisiko (z. B. neuromuskuläre Erkrankungen) sind dual-mobility-Designs oder größere Köpfe eine Option.
  • Berufliche Anforderungen und Hobbies: Wer viele kniende Tätigkeiten hat oder Kontaktsport betreibt, sollte das vor der Wahl besprechen – manche Aktivitäten sind nach Prothese weniger empfehlenswert.
  • Erfahrung des Chirurgen und Krankenhaus: Der Operateur zählt oft mehr als die Markenbezeichnung. Ein erfahrener Chirurg mit einem bewährten Implantatsystem in seiner Routine erzielt meist bessere Ergebnisse als ein Wechsel zu einem selten eingesetzten Spezialimplantat.
  • Marken und Modelle: kurz gefasst

    Markennamen wie Zimmer Biomet, DePuy Synthes (Johnson & Johnson), Stryker, Smith & Nephew oder Wright Medical sind geläufig. Diese Hersteller bieten zementierte und unzementierte Systeme sowie Keramik- und Metallkomponenten an. Wichtig ist weniger die Marke an sich als das konkrete Modell, Langzeitergebnisse und die Erfahrung des Operateurs mit diesem System.

    Fragen, die Sie Ihrem Operateur stellen sollten

    Bereiten Sie sich auf das Aufklärungsgespräch vor – hier eine Checkliste, die ich oft weitergebe:

  • Welches Prothesenmodell und welche Gleitpaarung empfehlen Sie und warum?
  • Ist die Prothese zementiert oder zementfrei? Welche Vor- und Nachteile sehe Sie bei mir persönlich?
  • Welche Kopfgröße und Pfannenausführung planen Sie und warum?
  • Wie lange hält die Prothese voraussichtlich, und wie sind die Revisionsraten mit diesem System?
  • Gibt es Besonderheiten bei meiner Knochenqualität oder Anatomie, die die Wahl beeinflussen?
  • Welche Aktivitäten kann ich nach der OP wieder ausüben, welche sollten vermieden werden?
  • Welche Implantatmarke verwenden Sie am häufigsten und wie sind Ihre persönlichen Ergebnisse?
  • Praktische Überlegungen vor der Operation

    Einige praktische Punkte sollten Sie ebenfalls klären:

  • Die Verfügbarkeit von Komponenten (manche Sondergrößen sind nicht standardmäßig vor Ort).
  • Die Möglichkeit, OP-Berichte und Seriennummern der Implantate zu erhalten (wichtig für spätere Nachverfolgung).
  • Versicherungs- und Kostenfragen bei Sondermaterialien (z. B. spezielle Keramik oder dual-mobility-Inlays).
  • Rehabilitation und Langzeitpflege

    Die beste Prothese nützt wenig ohne gute Rehabilitation. Sprechen Sie mit Ihrem Physiotherapeuten über:

  • Angepasste Übungen, um Kraft und Gleichgewicht aufzubauen.
  • Schrittweises Aufbauen von Belastung und Aktivität.
  • Hilfsmittel für den Alltag in den ersten Wochen (Rückenlehne, Greifzange, Duschhocker).
  • Langfristig: regelmäßige Kontrollen, auf neue Schmerzen achten und bei ungewöhnlichen Symptomen (Schwellung, anhaltende Schmerzen, Geräusche) sofort ärztlich abklären lassen.

    Mein Rat aus der Praxis

    Ich habe viele Betroffene begleitet, die am Ende mit einer Prothese deutlich mehr Lebensqualität gewonnen haben. Mein wichtigster Rat: Informieren Sie sich, aber entscheiden Sie nicht allein nach „Trend“-Materialien. Verlassen Sie sich auf die Kombination aus Ihrer persönlichen Situation, der Empfehlung des erfahrenen Operateurs und auf nachgewiesene Langzeitergebnisse. Fragen Sie konkret nach Revisionsraten und nach der Erfahrung des Teams mit dem gewählten System. Vertrauen entsteht durch Transparenz – fordern Sie diese ein.


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