Welche nutritions‑ und ergänzungsstoffe unterstützen knochenheilung und entzündungshemmung nach prothese

Welche nutritions‑ und ergänzungsstoffe unterstützen knochenheilung und entzündungshemmung nach prothese

Nach einer Gelenk‑Operation fragen mich viele Leserinnen und Leser: Welche Nährstoffe oder Ergänzungsmittel können die Knochenheilung unterstützen und Entzündungen dämpfen, ohne die Prothese oder die Nachbehandlung zu gefährden? Aus meiner Praxis‑ und Reha‑Berichterstattung antworte ich hier so praxisnah und evidenzbasiert wie möglich — persönlich, klar und mit Hinweisen, die Sie mit Ihrem Behandlungsteam abklären sollten.

Grundprinzip: Ernährung vor Medizin

Ich beginne immer mit dem Offensichtlichen: Die beste Grundlage für Knochenheilung und Entzündungsmodulation ist eine nährstoffreiche, ausgewogene Ernährung. Gute Proteinzufuhr, ausreichend Kalorien, viel Gemüse und Omega‑3‑reiche Lebensmittel sind der erste Schritt. Ergänzungsmittel können ergänzen, aber nicht ersetzen.

Die wichtigsten Nährstoffe und ihre Rolle

  • Protein: Protein ist Baustoff für Heilung. Ich empfehle 1,0–1,5 g/kg Körpergewicht/Tag für ältere und postoperativ eingeschränkte Personen, je nach Ernährungszustand. Gute Quellen: Fleisch, Fisch, Eier, Milchprodukte, Hülsenfrüchte. Bei Appetitmangel sind proteinreiche Shakes (z. B. Whey) hilfreich.
  • Vitamin D: Essenziell für Knochenstoffwechsel und Immunfunktion. Viele Menschen sind in Deutschland insuffizient. Nach einer Prothese wird oft ein Serum‑Baseline (25‑OH‑Vitamin‑D) gemessen. Ziel meist ≥30 ng/ml (75 nmol/l). Häufige Supplementierung: 800–2000 IE/Tag; bei Mangel höhere, ärztlich überwachte Dosen.
  • Kalzium: Wichtig für Knochenmatrix. Erwachsene benötigen etwa 1000–1200 mg/Tag über Ernährung + ggf. Supplement. Zu beachten: Hochdosis‑Kalzium ohne Vitamin‑D‑Statusabgleich kann Risiken haben; Diagnostik und Beratung sind wichtig.
  • Vitamin K2 (MK‑7): Unterstützt die Einlagerung von Kalzium in Knochen (Osteokalzin‑Carboxylierung). Studien deuten auf positive Effekte für Knochenqualität. Vorsicht bei Antikoagulanzien (Warfarin): Rücksprache mit dem Arzt notwendig.
  • Magnesium: Ko‑Faktor bei Knochenumbau, häufig suboptimal versorgt. 300–400 mg/Tag über Nahrung oder Ergänzung kann sinnvoll sein; Überschuss kann zu Durchfall führen.
  • Zink und Kupfer: Mikronährstoffe für Gewebereparatur und Kollagenbildung. In normalen Mischpräparaten enthalten; sehr hohe Dosen nicht ohne Kontrolle.
  • Vitamin C: Essenziell für Kollagenbildung und Wundheilung. Tägliche Zufuhr von 75–100 mg über Ernährung ist sinnvoll; höhere kurzfristige Dosen (bis 500–1000 mg) werden zur Wundheilung manchmal genutzt.
  • Omega‑3‑Fettsäuren (EPA/DHA): Entzündungsmodulierend. Fischöl (z. B. 1–3 g EPA+DHA/Tag) kann Entzündungsmarker senken und Schmerzen lindern. Allerdings können hohe Dosen die Blutgerinnung beeinflussen – Absprache bei Antikoagulanzien erforderlich.

Phytotherapeutika und spezifische Supplemente mit entzündungshemmender Wirkung

Viele Patientinnen und Patienten interessieren sich für Pflanzenstoffe oder Einzelpräparate. Hier meine Einschätzung:

  • Curcumin (Kurkuma‑Extrakt): Gute Studienlage für entzündungshemmende Effekte, besonders in standardisierten hochbioverfügbaren Formulierungen (z. B. mit Piperin oder als Phytosom). Dosen variieren; 500–1500 mg Curcumin‑Extrakt/Tag werden häufig empfohlen. Verträglichkeit meist gut; bei Gallenerkrankungen oder Antikoagulanzien Vorsicht.
  • Bromelain: Enzym aus Ananas; kann Schwellungen und Schmerzen nach Operationen reduzieren. Oft kombiniert mit Curcumin in postoperativen Präparaten.
  • Ingwer (Ginger): Leicht antientzündlich und gut verträglich; als Tee oder Extrakt als Ergänzung möglich.

Collagen‑ und Gelatinepräparate

Collagen‑Peptide werden als Unterstützung für Sehnen, Bänder und Knochenheilung angepriesen. Es gibt Hinweise, dass hydrolysierte Kollagenpeptide in Kombination mit Vitamin‑C die Kollagensynthese unterstützen können. Eine übliche Empfehlung sind 5–15 g/Tag zusammen mit einer vitamin‑C‑reichen Mahlzeit.

Probiotika und Darmgesundheit

Der Darm beeinflusst Entzündung und Nährstoffaufnahme. Probiotika können helfen, Entzündungsreaktionen zu modulieren und die Verfügbarkeit bestimmter Mikronährstoffe zu verbessern. Die Forschung ist noch im Aufbau, doch bei Antibiotika‑Gabe postoperativ ist eine gezielte Unterstützung (z. B. Lactobacillus‑ und Bifidobacterium‑Stämme) sinnvoll.

Wann vor und nach der OP einsteigen?

Ideal ist eine „Prehabilitation“: Zwei bis sechs Wochen vor dem Eingriff eiweißreich essen, Vitamin‑D‑Status prüfen und evtl. korrigieren. Nach der OP beginne ich früh mit einer proteinorientierten Ernährung und setze gezielt Supplemente ein, wenn Laborwerte oder Aufnahme dies nahelegen. Einige entzündungshemmende Ergänzungen (z. B. Curcumin, Bromelain) können schon unmittelbar postoperativ helfen — aber nur nach Rücksprache mit dem Operateur, um Wechselwirkungen auszuschließen.

Wichtige Wechselwirkungen und Warnhinweise

  • Achten Sie bei Blutgerinnungs‑Medikamenten (z. B. Warfarin, DOAKs) besonders auf Omega‑3, Curcumin, Bromelain und Vitamin‑K‑Präparate. Rücksprache mit dem behandelnden Arzt ist Pflicht.
  • Bei Niereninsuffizienz sind Mineralstoff‑ und Proteinmengen anzupassen.
  • Hochdosierte Antioxidantien unmittelbar nach Operation können in Einzelfällen die Heilung stören; moderate, lebensmitteltypische Mengen sind unproblematisch.
  • Wählen Sie geprüfte Produkte (z. B. mit TÜV/ISO, nach GMP‑Hinweis). Marken wie Orthomol, Doppelherz, Abtei oder renommierte Apothekenpräparate bieten standardisierte Formulierungen; das ersetzt aber keine ärztliche Kontrolle.

Praktischer Einnahme‑ und Einkaufsleitfaden

Ich empfehle ein pragmatisches Vorgehen:

  • Lassen Sie vorab Blutwerte prüfen: 25‑OH‑Vitamin‑D, Kalzium, ggf. Magnesium, Zink, Albumin/Proteinstatus.
  • Setzen Sie auf Lebensmittel zuerst: fetter Seefisch, Nüsse, Milchprodukte, grünes Blattgemüse, Eier, Hülsenfrüchte.
  • Bei Mangel gezielt supplementieren: Vitamin D ärztlich dosiert; bei unzureichender Proteinzufuhr Ergänzung mit Whey‑Shakes oder Kollagen.
  • Entzündungshemmende Ergänzungen (Curcumin, Omega‑3) nach Rücksprache einsetzen. Bei kurzer Einnahmedauer (<6–12 Wochen) ist das Risiko meist gering.
  • Notieren Sie alle Präparate und besprechen Sie diese bei Nachsorgeterminen mit Orthopädie/Anästhesie und Hausarzt.

Tabelle: Kurzübersicht empfohlener Ergänzungen

Supplement Typische Dosierung Nutzen Wichtige Hinweise
Protein (Whey/Kollagen) 20–30 g/Portion; 1–2 Portionen/Tag bei Bedarf Baustoff für Heilung, Muskelaufbau Bei Niereninsuffizienz ärztlich abklären
Vitamin D 800–2000 IE/Tag (bei Mangel höhere Dosen unter Kontrolle) Knochenmetabolismus, Immunsystem Messung des Spiegels empfohlen
Kalzium 1000–1200 mg/Tag Gesamtzufuhr Mineral für Knochensubstanz Auf Nahrung konzentrieren; Absprache bei Supplement
Vitamin K2 (MK‑7) 100–200 µg/Tag Unterstützt Kalziumeinbau Bei Blutverdünnern kontraindiziert ohne Arzt
Omega‑3 (EPA+DHA) 1–3 g/Tag Entzündungsmodulation, Schmerzlinderung Hemmung der Gerinnung möglich
Curcumin 500–1500 mg/Tag (bioverfügbar) Entzündungshemmend Vorsicht bei Antikoagulanzien, Gallenproblemen

Wenn Sie möchten, schaue ich mir Ihre aktuelle Supplement‑Liste an oder formuliere konkrete Fragen für das Gespräch mit Ihrem Orthopäden. Teilen Sie gern Laborwerte oder Präparate, dann kann ich gezieltere Hinweise geben.


Sie sollten auch die folgenden Nachrichten lesen:

Schmerzmanagement

Wie erkenne ich neuropathische schmerzen nach prothese und welche behandlungsoptionen gibt es

02/12/2025

Nach einer Gelenkprothese erwarten viele Patientinnen und Patienten Erleichterung — Schmerzen sollen weniger werden, die Beweglichkeit zunehmen....

Weiterlesen...
Wie erkenne ich neuropathische schmerzen nach prothese und welche behandlungsoptionen gibt es